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Alarmistisch oder konstrukiv?

shutterstock / Bohbeh
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Alarmistisch oder konstruktiv?

Übertreibung nervt. Aktuell unangenehm sind die Selbstanklagen mancher Journalisten einerseits und die Anpreisungen des konstruktiven Journalismus andererseits. Wieder einmal ist einiges völlig durcheinander geraten, namentlich auch in der Nachhaltigkeitsszene.

Unabhängiger und qualifizierter Journalismus, verstanden als unvoreingenommenes Entdeckungs- und Verständigungsverfahren, hat eine für die Demokratie unersetzbare und unverzichtbare Funktion für Information, Kritik und Kontrolle. Europäische Demokratien haben es in der Verfassung verankert, Höchtsgerichte haben dazu Recht gesprochen.

Das ist eine ernste Sache, der sich andere jedoch mit Lockerheit angenommen haben, versprach sie doch Aufmerksamkeit und Einnahmen. So werden Skandale ausgerufen, Alarme ausgelöst, manche Nachrichten unterschlagen, andere wiederum übertrieben – bis einige wenige Medien der ganzen Branche eine Debatte um Glaubwürdigkeit einbrachten. Hier halten wir gerade.

Qualifizierter Journalismus?

Qualifizierter Journalismus weiß um das Wesen erforderlicher Zuspitzung, verfällt jedoch nicht dem Alarmismus. Dieser Journalismus kennt Wert und Bedeutung von Lösungen, ohne sich jedoch gleich als konstruktiv anzupreisen. Professionelle Journalisten üben jene unersetzbare Kritik, die Sachkenntnis zur Voraussetzung und Erkenntnisgewinn zum Ziel hat. Und sie kennen das Dilemma der für die Information nötigen Nähe und der für die Kritik unabdingbaren Distanz zum Gegenstand.

Professioneller Journalismus?

Professioneller Journalismus sieht – ähnlich wie Wissenschaft und Politik – Gegenwart und Geschichte als eine Abfolge von Konflikten und Krisen, die es einzuordnen gilt, um daraus Lehren zu ziehen. Daher ist er mit Zuschreibungen zurückhaltend, entwickelt aber dennoch – in Übereinstimmung mit anderen Kräften – jeweils Koordinaten und Kriterien für Staat und Gesellschaft. Jene der Demokratie gehören dazu: Gleichheit vor dem Gesetz, Begrenzung und Kontrolle von Macht, Wahlrecht und anderes mehr. Jetzt geht es um jene der Nachhaltigkeit, allen voran um jene der Kommunikation dazu.

Und die Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit soll die ökologischen Funktionen der Erde sichern, Gerechtigkeit durchsetzen und Lebensqualität gewährleisten. Für alle. Aber nichts davon ist garantiert. Diese Ziele zu erreichen hat sich die Welt zwar mit den SDGs einstimmig vorgenommen, es ist aber mit Konflikten verbunden. Mit argumentativem Streit über Begriffe, Leitbilder und Verantwortlichkeiten. Das ist nur kommunikativ aufzulösen. Es gibt keinen anderen wünschenswerten Weg.

Als verlässliche Begleiter auf diesem Weg benötigt die Gesellschaft sach- und berufskundige, ausgebildete und erfahrene Journalisten. Sie leisten gute Dienste als Kartenleser und als Fährtensucher, als Übersetzer und als Vermittler. Beiträge aus der Feder von Wissenschaftern und Akteuren der Nachhaltigkeit sind erforderlich, vermögen als kommunikative Elemente aber die Leistungen des unabhängigen und professionellen Journalismus nicht zu ersetzen.

Selbst wenn einzelne Personen aus der Szene der Nachhaltigkeit es für sich beanspruchen, nicht alarmistisch sondern konstruktiv zu sein. Das sind Vertreter anderer Disziplinen auch ohne sich selbst zu jenem Journalismus zu erklären, von dem sie meinen, die Welt sei ohne ihn nicht zu retten. Das ist, gelinde ausgedrückt, eine Übertreibung, in Tat und Wahrheit ein Anmaßung.

Posted by Claus Reitan

 

Verlag Oberauer GmbH
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Im aktuellen “Umweltjournalist”  (mitgeheftet im “Wirtschaftsjournalist” #3 / Aug. 2016) lesen Sie zwei Artikel von Claus Reitan zu den Themen

  • Zwischen Alarmismus und Öko-Tipps. Finden Umweltjournalisten aus der grünen Ecke raus?
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