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Greta, Corona und die anderen

Greta, Corona und die anderen

Alle politischen Maßnahmen, die nicht unmittelbar der Rettung von Unternehmen dienen, müssen sich auf nationaler wie internationaler Ebene an dem Prinzip der Nachhaltigkeit orientieren.“ Das sind Sätze, die Österreich angesichts der Krise bräuchte. Diese These vertritt die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina in ihrer aktuellen Expertise „Coronavirus-Pandemie – Die Krise nachhaltig überwinden“. Die Begründungen und die Konsequenzen treffen auch für Österreich zu.

Der Klimawandel und die Corona-Pandemie haben Gemeinsamkeiten

Die Ursachen der Pandemie liegen unstrittig in der globalisierten, grenzenlos beschleunigten und profitgetriebenen Produktion für einen bedenkenlos-exzessiven Konsum, für den die Bedürfnisse erst geweckt werden. Darin liegen auch die Ursachen des von Greta Thunberg der breiten Öffentlichkeit bekannt gemachten Klimawandels. Krankheiten wiederum haben ihre Ursachen häufig in fehlender Hygiene, geschwächter Immunkräfte und fehler- sowie mangelhafter Ernährung. So etwas ebnet zudem Viren den Weg, auch jenen, die von den Fledermäusen zu den Menschen finden. Der Klimawandel und die Corona-Pandemie haben also mehr an Gemeinsamkeiten als der Anbetungsverein des Neoliberalismus wahrhaben will. Allerdings sind der Klimawandel und die Corona-Pandemie keineswegs eine Rache der Natur, wie vollmondsüchtige Weltretter meinen, weiters auch keine Gottesstrafe für Sex und Drogen, wie Bigotte vermeinen. Sachlichkeit und Vernunft sind vielmehr das Gebot der Stunde, um mit Maß und Mitte den zielführenden Weg zwischen den wohlhabenden Ignoranten einerseits und moralinsauren Bußpredigern andererseits zu finden.

Landkarte der Vernunft zeigt Route aus Klima- und aus Coronakrise

Österreichs und Europas Wirtschaft müssen wieder auf den Wachstumspfad zurückfinden, es müssen Güter und Dienstleistungen hergestellt und angeboten werden, Staaten und Märkte offen sein ­- aber eben unter den Rahmenbedingungen von Resilienz und von Nachhaltigkeit. Das bedeutet, das Verhältnis von Mensch und Natur nachzujustieren, die Grenzen der Belastbarkeit von Menschen und Natur nicht ständig auszureizen sondern zur Kenntnis zu nehmen. Es bedeutet, in einer globalisierten Welt den haarsträubenden Unfug abzustellen, dass auf der nördlichen Halbkugel die Menschen an Überernährung leiden und sterben, auf der südlichen hingegen an Unterernährung.

Kosten in die Preise, die bisher lügen

Der Umbau zu einer klimafreundlichen und resilienten Wirtschaft bedeutet, die Gesundheits- und vor allem die Umweltkosten in die Preise für Güter und Dienstleistungen einzuberechnen. Diese Internationalisierung der externen Kosten muss in die Preise einfließen. Preise dürfen nicht länger eine strategische Lüge bleiben, mit denen Konsumenten das Gehirn zugepappt und der Konkurrent aus dem Marktfeld geschlagen wird, sprichwörtlich um jeden Preis. Ein kritisch-differenzierter Wachstumsbegriff, faire Löhne und wirklichkeitsgetreue Kosten führen die globalisierte Ökonomie aus dem Klimawandel und die Gesellschaften aus Gesundheitsrisiken. Der skizzierte Weg könnte umgehend beschritten werden, denn die ersten Unternehmen und Persönlichkeiten sind schon marschbereit.

Internationale Experten drängen auf Nachhaltigkeit

Zu diesen gehört etwa Georg Kell, heute Vorsitzender des Vermögensverwalters Arabesque Partners, aber zuvor Gründer und Direktor des Global Compact der Vereinten Nationen, der die Globalisierung sozial und ökologisch gestalten will. Georg Kell zieht in der aktuellen Ausgabe von Forbes Lehren aus der Corona-Krise, die der Nachhaltigkeit entsprechen. Ähnlich äußert sich der US-Ökonom Jeremy Rifkin in der Handelszeitung: Nach der Krise kommt die Zeit, den Planeten nachhaltiger zu gestalten. Global Compact bietet dafür Richtlinien, ebenso die Global Reporting Initiative. Worum es geht, vermittelt in Österreich die Unternehmensplattform respACT. Dort und bei anderen lässt sich auch erfahren, wie Staat und Wirtschaft auf Nachhaltigkeit gestellt werden. Der Club of Rome hat dieser Tage in einem offenen Brief an globale Führungspersönlichkeiten für eine neue Partnerschaft zwischen Menschen und Natur plädiert. Und die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen und  13 europäische Umwelt- und Klimaschutzministern verlangen gegenwärtig mehrfach, bei der Belebung der Wirtschaft den Green Deal der EU zur Leitlinie zu nehmen und bei den Wachstumspaketen keinesfalls auch den Klimawandel und die ökologischen Krisen zu vergessen. Gemeint ist, was auch der in Wien tätige Ökonom und Publizist Fred Luks vertritt: Nachhaltigkeit zu den Koordinaten für Politik und Wirtschaft zu nehmen.

EU gibt mit Taxonomy Kriterien vor

Zu all dem gibt es in der EU mit dem Entwurf für die Taxonomy einen aktuellen Vorschlag, was Nachhaltigkeit bedeutet: Kampf gegen Klimawandel, Schonung natürlicher Ressourcen, Übergang zu Kreislaufwirtschaft, Vermeidung von Verschmutzung sowie Schutz und Wiederherstellung von Biodiversität. Das ist es. Nachhaltigkeit und Ökosoziale Marktwirtschaft erhalten unternehmerische Freiheit unter Verantwortung, begrenzen den Steigerungszwang des Kapitalismus.

Von Deutschland lernen

Damit noch auf ein Wort zu den Unterschieden zwischen Deutschland und Österreich, denn gerade wettbewerbsbegeisterte Ökonomen schätzen Benchmarks. Das zu Ostern von der Deutschen Akademie der Naturforscher vorgelegte Expertenpapier fehlt in seiner Art für Österreich. Begrüßt und unterstützt wird diese Expertise vom Deutschen Rat für Nachhaltige Entwicklung, den es in dieser Form für Österreich nicht gibt. Der Inhalt des Papiers ist Gegenstand eines dieser Tage angesetzten Gespräches der Wissenschafter mit der Bundesregierung in Berlin, welches in dieser Art bislang in Österreich noch nicht geführt wurde. Was tun? Deutschland ist Österreichs bedeutsamster Auslandsmarkt, deutsche Unternehmen sind in Österreich investiert, hiesige Firmen sind Zulieferer für die deutsche Industrie, deren Arbeitnehmer wiederum unsere umsatzbringenden Gäste sind. Warum also nicht an Deutschland ein Beispiel nehmen, wo die Lektionen in Sachen Nachhaltigkeit ohnedies fällig sind, ehe uns Klimawandel und Pandemien neuerlich Mores lehren und Lektionen erteilen?

Fotocredit: Moonhonor/shutterstock.com

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